POP
CDs
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NEUES AUS
DER
MUSIKWELT
B ernhoft
ISLANDER
Embassy O f Music/Watnet CD
(42‘)
Ein souliger Pop-Ohrwurm („Come
Around“) als Opener, darauf ein
cooles, fast experimentelles Funk-
stück („Wind You Up“), das auch
gut zu Prince passen würde, später
eine klassische Soulballade („Don’t
Let Me Go“) und schließlich noch
eine swingende A-cappella-Num-
mer („Esiwalk“). Drei Jahre nach
„Solidarity Breaks“ zeigt sich Jarle
Bernhoft in Bestform. Die meist
mit Kopfstimme gesungenen Titel
werden mit einer an Marvin Gaye
und Curtis Mayfield angelehnten
Stimmführung intoniert.
Damit
begibt sich der Norweger zwar
freiw illig auf die Retroschiene,
überzeugt aber durch sein versier-
tes Songwriting.
wz
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Hans Theessink
65 BIRTHDAY BASH
Blue Groove/In-Akustik CD
(72’)
Zum 65. Geburtstag machte sich
Hans Theessink selbst das größ-
te Geschenk. Wie’s schon gute
Tradition ist, lud er im April 2013
Kollegen wie W illi Resetarits, Knud
Möller und Meena Cryle ins Wiener
Metropol ein, nur diesmal feierte
er mit ihnen sein Erreichen des
Renteneintrittsalters .
.. Auf dem
Spielplan standen eigene Songs
des „Pensionärs“, großartig um-
gesetzte Titel von den Stones,
Jimmy Reed sowie Woody Guthrie
und Kris Kristoffersons „Help Me
Make It Through The Night“ auf
Österreichisch. In einer entspann-
ten Jamsession machte man daraus
ein Fest für alle Anhänger uriger
Bluesklänge.
hake
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Guano Apes
OFFLINE
Epic/Sony CD (auch als LP geplant)
(39')
Obwohl man der Band um Sandra
Nasi
nicht unterstellen sollte,
diesen Weg aus kommerziellen
Gründen eingeschlagen zu ha-
ben: Die letzten Alben wurden
immer erfolgreicher, aber auch
massentauglicher. Der einstige
Hardcore-Rock hat sich dem Pop
zugewandt und klingt dadurch
zahnloser. Sicher - ein Song wie
„Fake“ bringt Ohrwurm-Potenzial
mit und Stadionrock-Tauglichkeit
wie einst Bryan Adams. Alte Fans
wenden sich jedoch zunehmend
ab, da die Guano Apes den früheren
Biss und die Eigenständigkeit weit-
gehend verloren haben. Auch der
Klang hätte deutlich transparenter
ausfallen können.
pb
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Luther Dickinson
ROCK N ' ROLL BLUES
New West/ADA-Warner CD
(35’)
Auch als LP erhältlich
Der Junior ist mittlerweile ein ge-
nauso gefragter Produzent wie sein
berühmter Vater Jim. Weil der Job
als Gitarrist der North Mississippi
Allstars offenbar genügend Zeit
lässt, legt Luther Dickinson mit
„Rock ‘n‘ Roll Blues“ sein drittes
„Solo“-Album vor. Was weder solo
eingespielt ist (Gast ist etwa durch-
weg Amy LaVere am Kontrabass)
noch Blues oder Rock ‘n‘ Roll pur.
Bei „Yard Man“ mit dem kurzer-
hand eingeflochtenen „Blue Yodel
#6“ von Jimmie Rodgers schweift
er in Country-Gelände ab, und bei
„Mojo Mojo“ sowie „Karmic Debt“,
seinem bestem Song zum Schluss,
in Folk-Gefilde.
F. Sch.
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Dass nach Michael Jacksons Ab-
leben noch häufiger Unveröffent-
lichtes auf dem Markt auftauchen
würde, war vorauszusehen.
Im Fall von „Xscape“ handelt
es sich um Bruchstückhaftes
aus dem Zeitraum 1983 bis
1999, das erst von Topprodu-
zenten wie Timbaland zu fer-
tigen Songs aufgefüllt wurde.
Obwohl alle großen Respekt
zeigen und aus dem Unvoll-
endeten gute Songs im Sound
von heute zaubern, bleibt ein
Beigeschmack, denn
eine
autorisierte Jackson-Arbeit
ist dies hier natürlich nicht.
Eine Kohleskizze von Picasso
würde man ja auch nicht mit
Ölfarben ausmalen und da-
nach als Original im Museum
ausstellen.
hake
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Michael Jackson in Aktion
M ichael Jackson
XSCAPE (DELUXE EDITION)
Epic/Sony CD (74’) und DVD (26’)
Auch als LP geplant
John M ayall
A SPECIAL LIFE
Forty Below/Rough Trade CD
M ando Diao
AELITA
Universal CD
Die Musikmoden kommen und
gehen, John Mayalls Blues aber,
old-fashioned und untrendy bis ins
Mark, ficht die Schnelllebigkeit des
Showbiz nicht an. Der Brite verfolgt
selbst mit 80 Jahren noch uner-
müdlich seine anachronistische
Zwölftakterphilosophie. In soliden
neuen Stücken sowie tadellos um-
gesetzten Fremdtiteln von Albert
King, Jimmy McCracklin und Sonny
Landreth wird ohrenfällig, dass
Mayalls handwerkliches Können
begrenzt ist, sein Ausdrucksver-
mögen und die Hingabe hinter
dem ungehobelten Gesang sind es
jedoch nicht. C. J. Chenier gastiert
in mehreren Tracks am Zydeco-Ak-
kordeon.
hake
Ohrwürmer voller Energie, enthu-
siastisch
vorgetragen:
Kaum
jemand
hatte im vergangenen
Jahrzehnt den Spirit der frühen
Beatles und anderer Sixties-Bands
überzeugender wiederbelebt als
Mando Diao. Bekanntlich entwi-
ckelten sich die Fab Four schon bald
m usikalisch weiter, und solches
hatten auch die Schweden im Sinn.
Nun, ihr „Sgt. Pepper“ ist „Aelita“
zwar nicht geworden. Aber der
Band gelingt es auf diesem nach
einem sowjetischen Computer (!)
benannten Album recht überzeu-
gend, Einflüsse von 8oer-Jahre-Pop
und Dance zu integrieren, ohne ihre
musikalische Identität zu verlieren.
A. Ku.
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138 STEREO 7/2014
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